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Warum Familienerholung gerade jetzt so wichtig ist

Das Kolping-Allgäuhaus in Wertach feiert sein 50-jähriges Bestehen – zum Auftakt kommt Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr

Eines wurde an diesem Abend deutlich: Die Familien stehen seit der Coronakrise und durch die aktuellen Preissteigerungen gewaltig unter Druck. Dies untermauerte nicht nur Ulrike Bahr in ihrem Vortrag durch aktuelle Zahlen, auch Landrätin Indra Baier-Müller betonte in ihrem Grußwort, dass es im Oberallgäu einen gesteigerten Bedarf an Beratungen gebe und „viele Kinder den sozialen Umgang miteinander verlernt haben“. Ulrike Bahr brachte es so auf den Punkt: „Alle sind von den Krisen betroffen, aber nicht alle gleichermaßen.“ Familien seien besonders belastet durch die Inflation, und während der Coronakrise seien es besonders Mütter gewesen, die an ihre Grenzen stießen. Eine traurige Bilanz: Auch die häusliche Gewalt und die Inobhutnahmen durch Jugendämter hätten in den letzten Jahren zugenommen. Umso wichtiger sei es, Angebote für belastete Familien zu schaffen und zu unterstützen.

Hier kommt das Allgäuhaus ins Spiel. Als Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe steht die Familienerholung hier im Zentrum. Ulrike Bahr zeigte sich beeindruckt vom Haus: „Ich bin ganz geflasht, was hier alles geboten wird“, sagte sie nach einem Rundgang. Unter dem Motto „Dieses Haus ist ein Geschenk“ betonte Dr. Laura Castiglioni vom Deutschen Jugendinstitut bei der Podiumsdiskussion: „Es ist so wichtig, dass Familien eine schöne Zeit verbringen, aus dem Alltag heraus kommen und sich mit anderen austauschen können.“ Hausleiter Gerwin Reichart bestätigte: „Was die Gäste mit in den Alltag nehmen, ist nicht nur der Erholungswert, sondern das sind die Freundschaften, die hier geschlossen werden und die Bilder, die im Kopf bleiben.“ Familienseelsorger des Bistums Augsburg Christian Öxler wies auf die Kontinuität hin, die das Allgäuhaus den Familien biete: „Gerade für Kinder ist der Wiedererkennungseffekt wichtig.“ Für viele Stammgäste sei die Ankunft im Kolpinghaus wie ein „nach Hause kommen.“

Wer Geburtstag feiert, der darf sich auch etwas wünschen, und so gab Hausleiter Gerwin Reichart der Bundestagsabgeordneten Ulrike Bahr noch ein Anliegen mit auf den Weg: Um den Familien, insbesondere den finanziell schwachen und jenen mit einem pflegebedürftigen Familienmitglied, weiterhin Erholung auf allen Ebenen bieten zu können, sei eine personelle und strukturelle Förderung solcher Häuser nötig. „Gerade im Hinblick auf Sozialpädagogik und Seelsorge“, wie Reichart erklärte.

Bereits im Gepäck hatte sozusagen Wertachs Bürgermeisterin Getrud Knoll ihr Geschenk zum 50-Jährigen: „Das gewünschte Buswartehäuschen wird noch im Jubiläumsjahr aufgestellt“, versprach sie unter großem Beifall der Gäste.

Im Anschluss an den familienpolitischen Gesprächsabend waren die Festgäste -bestehende aus politischen Vertreter*innen, Lieferant*innen und Partner*innen des Allgäuhaus und Freund*innen und Wegbegleiter*innen aus dem Kolpingwerk- zum Essen geladen. Den Abschluss bildete eine vierstöckige Jubiläumstorte, die die Mitglieder des Vorstands des Trägervereins Katja Weh-Gleich, Robert Hitzelberger und Diözesanpräses Wolfgang Kretschmer voller Freude verteilten.